Dipl.-Ing. Herbert Trauernicht, Gebäudemesstechnik
 

 Luftdichtheit hat Geschichte 

Mit freundlicher Unterstützung von Herrn Hajo Scholl und Herrn H.-J. Schwarzenstein und Herrn Martin Reick und Herrn Eicke-Hennig ist es mir möglich geworden, folgenden chronlogische Zusammenstellung zu verfassen. Luftdichtheit ist kein neues Thema, sondern hat Geschichte.
Viel Spaßbeim Nachlesen!

Durch einen Klick auf das Symbol "" erscheint ein Link zu dieser Stelle in der Eingabezeile des Browsers. Diesen können Sie dann kopieren und an anderen Orten, z.B. im Forum www.luftdicht-forum.de, verwenden.
Diese Übersicht als PDF-File (2 Seiten) für Ihren Bauträger: Luftdichtheit hat Geschichte

 Stand 27.10.2007

Inkrafttreten
(Bekanntmachung)

Norm/Gesetz/Verordnung/ Veröffentlichung

Vorgaben bzw. Erkenntnisse bezüglich Luftdichtheit:

1858

Max von Pettenkofer
"Über den Luftwechsel in Wohngebäuden"


 Pettenkofer ging davon aus, dass ein bedeutender Anteil des hygienisch notwendigen Luftaustauschs durch die Wände geschieht. s. atmende Wand
 

1928

E. Raisch
"Die Luftdurchlässigkeit von
Baustoffen und
Baukonstruktionen"

- Durch eine geweißte Wand geht weniger Luft, wie durch ein Schlüsselloch.
- Der Innenputzt macht Wände dicht.
- Ein Ziegelstein ist dichter, als das Mauerwerk mit seinen Haarrissen in den Fugen usw.  

Seine Ergebnisse wurden von den wichtigen Hygienikern der zwanziger Jahre akzeptiert (Flügge, Korff-Petersen), beim Volke wurde die Wahrheit trotzdem nicht populär.

1931

Sautter
Von der Lüftung und vom "Atmen der Wände"

Die von Pettenkofers Versuchen abgeleitete Vorstellung von den atmende Wände spukt immer noch in den Köpfen. Das obwohl längst nachgewiesen ist, dass eine sogenannte Atmung der Wände im Pettenkoferschen Sinn gar nicht besteht.
 

1948

Leopold Sautter
"Wärmeschutz und Feuchtigkeitsschutz im Hochbau"

Wärmeverlust infolge Luftdurchlässigkeit
- "Atmende" Wände als
Luftdurchlässigkeit kommt kaum in Frage.
- Wärmeverlust durch
Undichtigkeiten.
- Wärmedurchgangszahlen für Fenster und Türen: "Hauptsächlich
Luftdurchlässigkeit der Fugen".
- Beschreibung des
Fugendurchlasskoeffizienten als "von den Amerikanern angewandt".
 

1952

erste Ausgabe DIN 4108
1952

Große Wärmeverluste in Folge Undichtigkeiten von Fenstern und Türen.
Atmen der Wände im Sinne einer Lufterneuerung findet nicht statt. Dagegen findet Feuchtepufferung statt. Dampfundurchlässige Schicht (Dampfsperre) ist sinnvoll, um zu tiefes Eindringen von Feuchte zu vermeiden.
 

August 1965

TGL 10 686, Blatt 6

Bauphysikalische Schutzmaßnahmen
Wärmeschutz
Luftdurchlasswiderstand
- Definition des Luftdurchlasswiderstandes
- Grenzwerte für Wärmeverlust infolge Luftdurchlässigkeit von Außenbauteilen
 

August 1969

DIN 4108
1969

Wände und Decken, namentlich wenn sie verputzt sind, sind im allgemeinen nur wenig luftdurchlässig, so daßder Wärmeverlust durch Wärmemitführung gering ist.

Durch Undichtheiten an Fenstern und Türen gehen große Wärmemengen verloren. Deshalb sollen alle Fugen gut abgedichtet sein. Dies gilt besonders auch für die Fugen zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk und für die Stoßfugen bei großflächigen Bauteilen (Plattenwänden).

Ein Atmen der Wände im Sinne einer Lufterneuerung der Innenräume findet nicht statt.
 

November 1975

DIN 4108
November 1975

Bei Fugen in der wärmeübertragenden Umfassungsfläche des Gebäudes, insbesondere auch bei durchgehenden Fugen zwischen Fertigteilen oder zwischen Fertigteilen und dem tragenden Gerippe, ist dafür Sorge zu tragen, daßdiese Fugen dauerhaft und praktisch luftundurchlässig abgeschlossen sind.

Der Eindichtung der Fenster in die Außenwand ist besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Die Fugen müssen dauerhaft und praktisch luftundurchlässig abgeschlossen sein.
 

23.Juli 1976
(22. Juli 1976)

Energieeinspargesetz

Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates Anforderungen an den Wärmeschutz von Gebäuden und ihren Bauteilen festzusetzen.
Die
Dichtheit von Fenstern und Türen sowie der Fugen zwischen einzelnen Bauteilen ist zu berücksichtigen (§1 Abs. (2))
 

1.November 1977
(11. August 1977)

I.
Wärmeschutzverordnung
1977

Fugendurchlasskoeffizient von Fenstern.
Die sonstigen  Fugen  in  der wärmeübertragenden Umfassungsfläche müssen
dauerhaft und entsprechend dem Stand der Technik luftundurchlässig abgedichtet sein.
 

Oktober 1979

DIN 4108 Teil 2
Oktober 1979

Lüftungseinrichtungen sollen im geschlossenen Zustand dicht sein.

Sonstige Fugen müssen dauerhaft luftundurchlässig abgedichtet sein. Ebenso Fugen zwischen Fensterrahmen und Wand.

Zusammengesetzte Bauteile müssen zusätzlich abgedichtet werden.

Bei Fenstern: Fugendurchlasskoeffizient a
 

1980

Bauphysik 4/1980

Sorge wegen fugendichter Fenster
 

1980

Bauphysik 4/1980

Kleine Anfrage im Bundestag wegen der Gefahr, die von fugendichten Fenstern ausgeht
 

August 1981

DIN 4108 Teil 2
August 1981

Wärmeverluste durch Undichtheiten an Fenstern und Türen sowie sonstigen Fugen, insbesondere bei Außenbauteilen infolge Luftaustausch.

Sonstige Fugen müssen dauerhaft luftundurchlässig abgedichtet sein. Ebenso Fugen zwischen Fensterrahmen und Wand.

Bei Fenstern: Fugendurchlasskoeffizient a
 

1. Januar 1984
(24. Februar 1982)

II.
Wärmeschutzverordnung
1984

Wie Wärmeschutzverordnung 1977

1. Januar 1995
(16. August 1994)

III.
Wärmeschutzverordnung
1995

Soweit die wärmeübertragende Umfassungsfläche durch Verschalungen oder gestoßene, überlappende sowie plattenartige Bauteile gebildet wird, ist eine luftundurchlässige Schicht über die gesamte Fläche einzubauen, falls nicht auf andere Weise eine entsprechende Dichtheit sichergestellt werden kann.

Die Fugendurchlaßkoeffizienten für Fenster.

Die sonstigen Fugen in der wärmeübertragenden Umfassungsfläche müssen entsprechend dem Stand der Technik dauerhaft luftundurchlässig abgedichtet sein.

Soweit es im Einzelfall erforderlich wird zu überprüfen, ob die Anforderungen erfüllt sind, ist eine Messung nach dem Differnzdruckverfahren durchzuführen (Blower-Door-Messung).
 

November 1996

DIN V 4108 T 7
1996

 

Die ganze Vornorm befasst sich mit Planungs- und Ausführungsempfehlungen sowie Ausführungsbeispielen, einschließlich geeigneter Materialien zur Einhaltung der Anforderungen nach Wärmeschutzverordnung und der Normenreihe DIN 4108. Es werden Grenzwerte für die Luftdicheit gesetzt: n50=3 mit Fensterlüftung; n50=1,0 mit mechanischer Lüftung.

8. / 31. Juli 1998

Bekanntmachung des
Bundesbauministeriums

Hinweis auf DIN V 4108 T 7 als allgemein anerkannte Regel der Technik. Das Differenzdruckverfahren ist anzuwenden. Die Grenzwerte aus der Norm sind (mit einer Korrektur) anzuwenden: n50=3 mit Fensterlüftung; n50=1,0+0,5 mit mechanischer Lüftung.
 

August 2001

DIN 4108 T 7
2001

Status der Norm geändert. Sie wurde bezüglich der Grenzwerte mit der EnEV abgestimmt: n50=3 bei Fensterlüftung; n50=1,5 bei mechanischer Lüftung. Es wurden aktuelle, an den Stand der Technik angepasste Ausführungsempfehlungen und -beispiele für die Luftdichtheitsebene aufgenommen.
 

1. Februar 2002
(16. November 2001)

Energieeinsparverordnung
2002

Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass diewärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend dem Stand der Technik abgedichtet ist.

Fugendurchlässigkeit außenliegender Fenster, Fenstertüren und Dachflächenfenster.

Wird die Dichtheit mit einer Messung nach dem Differenzdruckverfahren überprüft, sind die im Anhang der EnEV genannten Grenzwerte einzuhalten.

Es wird ein Bonus eingeführt, mit dem der Nachweis der Luftdichtheit "belohnt" wird. Es darf mit geringeren Lüftungswärmeverlusten gerechnet werden.

Die Anrechnung von Lüftungsanlagen ist nur mit Dichtheitsnachweis möglich.
 

16. Dezember 2002

Richtline 2002/91/EG des europäischen Parlaments und des Rates über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden 

Die Wichtigkeit der Luftdichtheit wird auch im europäischen Recht verankert. Bis Ende 2006 hätte die Richtlinie in nationale Gesetze und Verordnungen umgesetzt werden müssen.

Fortsetzung bzw. Ergänzung folgt.
Diskussion zu dieser Chronologie:
http://www.bau.de/forum/energie/637.htm#1080147627