Dipl.-Ing.
Herbert Trauernicht, Gebäudemesstechnik |
Kennen Sie das Märchen von den atmenden Wänden? |
Diese Meinung ist längst überholt, sie hat sich aber offenbar in den Köpfen festgesetzt. Bitte beachten Sie auch den Artikel in "Energie-Depesche": Können Wände wirklich atmen? Keine "atmende Wand"Ritzen und Leckagen in
der Bauhülle sind absolut ungeeignet als Ersatz für ein modernes,
energiesparendes Lüftungssystem. Auch die Diffusionseigenschaft von Baustoffen
in der Bauhülle kann diese Aufgabe nicht übernehmen. Es gibt keine Bauweise, die
für sich reklamieren kann, dass bei ihr eine Lüftung nicht erforderlich ist. Es
sei denn, die Ausführung ist im Gesamten undicht. Zufuhr von Sauerstoff,
Feuchtigkeitsausbringung über die verbrauchte Luft und Reduktion von CO2 und
Schadstoffen in der Wohnluft ist ausschließlich die Aufgabe der Lüftung. Der
Begriff "atmende Wand, atmendes Haus" gilt in Fachkreisen als unseriös, selbst
bei den meisten Baubiologen. Ein 25 Jahre alter Artikel eines bekannten Bauphysikers (Künzel-H: »Die "atmend" Außenwand« Gesundheits-Ingenieur 99,1/2 (1978) 20+29-32. ISSN 0720-9312) beschäftigt sich eingehend mit den "Tricks" des Max von Pettenkofer und klärt über die Herkunft des Begriffs "atmende Wand" auf. Schließlich möchte ich noch auf die DIN 4108 von 1969 hinweisen, die sich wie ein Lehrbuch liest: "Ein Atmen der Wände im Sinne einer Lufterneuerung der Innenräume findet nicht statt. Dagegen ist aus hygienischen und bautechnischen Gründen auf der Innenseite der Wände eine gewisse Aufnahmefähigkeit für Wasserdampf erwünscht; üblicher Innenputz, auch saugfähige Pappen und dgl. erfüllen diesen Wunsch (Pufferschichten). Um das Eindringen der von dieser Schicht bei hohem Feuchtigkeitsgrad der Raumluft aufgenommenen Wasserdampfmenge ins Innere der Bauteile zu verhindern, kann die Anordnung einer unmittelbar anschließenden möglichst wasserdampf-undurchlässigen Schicht (Dampfsperre) zweckmäßig sein, besonders bei mehrschichtigen Wänden. Die von den Pufferschichten aufgenommenen Feuchtigkeitsmengen sollen in Zeiten mit geringem Feuchtigkeitsgrad wieder an die Raumluft abgegeben werden. Dies wird durch Lüften der Räume (öffnen der Fenster, Einbau von Lüftungsschächten u.dgl.) gefördert." DIN4108-1969 Zu dem Thema erreichte mich von Herrn Eicke-Hennig folgender Hinweis: |