Dipl.-Ing. Herbert Trauernicht, Gebäudemesstechnik
 

Praxisbeispiele für mangelnde Luftdichtheit


- Beispiel Doppelhaus
- Feuchteschaden an Bodentreppe

1.) Beispiel Doppelhaus

Bei dem unten abgebildeten Doppelhaus hatten wir die Luftdichtheit mit einem Blower-Door-Test zu prüfen. Es steht in einer sehr windexponierten, wunderschönen Lage direkt an der Ostsee. Die linke Hälfte ist fertiggestellt und bereits bezogen. Die rechte Hälfte befindet sich noch in einem Rohbauzustand, bei dem jedoch der Test schon möglich ist.

Das waren optimale Bedingungen für die Messungen, weil wir den Ursachen für Luftleckagen in der linken Haushälfte durch Nachforschungen an der rechten Haushälfte auf den Grund gehen konnten, ohne größere Zerstörungen anzurichten.

Schon unter normalen Wetterbedingungen war Zugluft an vielen Stellen beobachtet worden.

Die schlechte Dichtheit konnte in vollem Umfang bestätigt werden. Der Grenzwert n50 = 3,0 [1/h] war bei beiden Haushälften deutlich überschritten.

Diese Veröffentlichung von Details erfolgt mit dem Einverständnis des Bauherrn.
 

 
Links: Wirkung

 

 

 

 

Bild 1: Am Toilettenspülkasten tritt bei 50 Pa Differenzdruck Luft mit einer Luftgeschwindigkeit von 4,7 m/s aus
 

 

 

Rechts: Ursache

 

 

 

 

Bild 2: Aus der nach außen offenen Wand (senkrechte Fugen sind unvermörtelt und waagerechte nicht vollständig.) kann Luft ungehindert hinter die Gipskartonverkleidung strömen. Die nach oben offenen Steine haben nach oben keine Abdichtung.
 

 

 

 

 

 Bild 3: Detailansicht aus Bild 2
 

 

 

 

Bild 4: Die eingedrungene Luft verteilt sich hinter den Gipskartonplatten und tritt auch im Innenwandbereich, z. B. an Steckdosen aus.

Auch im Massivbaubereich sind die Einbaudosen undicht. Hier können luftdichte Einbaudosen Abhilfe leisten.
 

 

 

 

 

 

 

Bild 5: Im Obergeschoss ist die Luftdichtheitsschicht (Folie) nur ein kleines Stück an der Drempelwand heruntergeführt. Die hinter den punktweise geklebten Gipskartonverkleidungen liegende, unverputzte Wand ist undicht. Außenluft kann sich zwischen Folie und Gipskatonplatten im ganzen Haus verteilen.
 

 

 

 

 

Bild 6: Der Anschluss der Folie an die Wand ist mit einem für eine solche Verklebung ungeeigneten Klebeband erfolgt. Es hat sich bereits gelöst.

Angaben des Herstellers: Im Bereich von Bauteilanschlüssen und bei Durchdringungen ist besondere Aufmerksamkeit geboten. Bei Rohr- oder Kabeldurchdringungen sollten elastische Klebebänder auf PE-Basis (z.B. Eurasol) verwendet werden, da diese sich besser an Rundungen und Kanten anpassen und Bewegungen ausgleichen können.
Zum Anschluss von Dampfbremsen an das Mauerwerk eignen sich besonders elastische Systemdichtkleber (z. B. Wütop SD), da sich diese (ähnlich wie Silikon) sehr gut an Unebenheiten anpassen und gleichzeitig einen dauerhaften, luftdichten und haftstarken Anschluss bilden. Quelle: www.wuerth.com
 

Nicht immer finden wir solche idealen Bedingungen bei der Suche nach Leckstellen vor. Oft ist der Grenzwert gerade eben eingehalten und es gibt trotzdem ernst zu nehmende Mängel. Zu diesem Problem möchte ich Sie auf den Artikel "Blower-Door-Test: n50 = 1,8 [1/h] Klasse! Oder doch nicht?" hinweisen.

Dieses Beispiel zeigt auch, wie wichtig es ist, die Luftdichtheit frühzeitig zu messen. Bei der linken Haushälfte wird ein  kostspieliger, teilweiser Rückbau erforderlich sein.

Schlussanmerkung: Inwieweit derart luftoffene Wände ihre Dämmwirkung noch entfalten können, ist eine andere, nicht minder wichtige Frage. Dämmung beruht auf den Einschluss von Luft! Mehr dazu siehe meine Lektion Dämmung.



2.) Feuchteschaden an Bodentreppe

Dieser Feuchteschaden ist entstanden, obwohl das Haus als Ganzes mit dem Messergebnis n50=1,0 [1/h] abgeschnitten hat. Man erkennt deutlich, dass die warme Innenraumluft in Richtung des Pfeiles geströmt ist.

Nicht umsonst steht in der DIN 4108 T7:2001-08 in Punkt 4.4: "Die Einhaltung der Anforderungen an die Luftdichtheit schließt lokale Fehlstellen, die zu Feuchteschäden infolge Konvektion führen können, nicht aus." Blower-Door-Messteams sind gehalten, auf diese Tatsache hinzuweisen.